Straßenhändlerinnen im Mashavera-Tal

Das Mashavera-Tal ist eine Schnittstelle der Kulturen, schon immer war die Region multiethnisch geprägt. Nach Süden wird das Tal von der Grenze nach Armenien und ansteigenden Bergen begrenzt. Auch nach Aserbaidschan sind es nur knapp siebzig Kilometer. Neben Georgiern leben deswegen auch armenische und muslimische aserbaidschanischen Minderheiten hier, die z.T. die georgische Sprache oder Schrift nicht beherrschen. Häufig mischen sich diese Gruppen, es gibt aber auch ethnisch geschlossene Dorfgemeinschaften.

Im frühen 19. Jahrhundert gründeten evangelikale Auswanderer aus Württemberg hier die Kleinstadt Katharinenfeld. Auf der Suche nach dem tausendjährigen Reich Gottes auf Erden machten sich 1817 über tausend Familien auf den weiten Weg in den Kaukasus. Katharinenfeld erlebte bald einen wirtschaftlichen Aufschwung, am Ende des 19. Jahrhunderts lebten rund 35.000 Deutsche im Kaukasus.

Nach der Besetzung Georgiens durch die Rote Armee 1921 wurde der Name der Stadt zum Gedenken an Rosa Luxemburg in Luxemburg geändert. Die Zahl der Menschen, die Deutsch als Muttersprache sprachen, war mittlerweile stark gesunken; in den Jahren des Großen Terrors nahm sie weiter ab. 1941 wurden alle verbliebene Kaukasiendeutschen, die nicht mit Georgiern verheiratet waren, nach Sibirien deportiert.

1944 erhielt die Stadt ihren heutigen Namen Bolnissi. Als Georgien 1991 unabhängig wurde, fanden sich etwa 1.500 Menschen in der »Assoziation der Deutschen Georgiens« zusammen. Fast alle sind inzwischen wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage nach Deutschland ausgewandert.